Oder: „Und was machst du eigentlich beruflich?“
Genau diese Frage, die gerne gestellt wird, um ins Gespräch zu kommen, also small zu talken.
Gut geeignet für einen Businessbrunch der Jungen Wirtschaft oder auf einem Grillfest mit Freunden und deren Bekannten. Ganz ehrlich – habt ihr diese Frage nicht auch schon oft gestellt, um mit neuen Menschen ins Gespräch zu kommen? Der Einstieg über das Wetter ist wirklich schon abgedroschen. Und interessant ist es ja auch, womit der Gesprächspartner seine Brötchen verdient.
Wenn ich allerdings auf diese Frage antworte, passiert eher das Gegenteil: Anstatt dass der Redefluss in Schwung kommt, herrscht plötzlich betretene Stille und ich kann beobachten, wie bildlich gesprochen, die kleinen Zahnrädchen im Kopf meines Gegenübers zu arbeiten beginnen…Was zum Teufel macht ein Buchbinder?
Nur selten können Menschen mit meinem Beruf etwas anfangen.
Er sieht ein wenig wild aus, mit seinem Zopf über dem rasierten Kopf, vielleicht ist er Buchmacher, das würde irgendwie passen. Oder:
Ach ja, Buchbinder, ist das nicht die Autovermietungsfirma (in Österreich)? Oder:
Wahrscheinlich macht er irgendetwas mit Büchern, sicher nicht sehr spannend.
So stelle ich mir zumindest die Gedanken der Anderen vor, beziehungsweise so wird das auch oft von Menschen artikuliert. Das Gespräch zumindest wird dann in eine andere Richtung, weg vom Thema Arbeit und Beruf, gelenkt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb nur wenige gute Freunde und meine Familie wissen oder besser gesagt bisher wussten, was genau ich außerhalb meiner Freizeit eigentlich so treibe.
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Aber gut, man kann es ihnen ja nicht verdenken…
Wir Buchbinder sind ja fast schon wie die letzten Dinosaurier und aufzuzählen was ein Buchbinder alles macht, würde auch den Rahmen dieses Blogpost’s sprengen. Der erste Schritt ist jedoch getan: Seit Anfang dieses Jahres (2018), also mit meinem Beitritt auf Instagram und der verstärkten Aktivität auf anderen sozialen Netzwerken, wie Facebook oder Pinterest, sprechen mich die Leute – vor allem aus meinem direkten Umfeld – plötzlich auf meinen Beruf an.
Ah … Jetzt weiß ich endlich was ein Buchbinder macht!
Waaas … ich wusste gar nicht, dass du das auch machst!
Du hast aber eine schöne Arbeit, ein richtig altes Handwerk und wie interessant deine Produkte sind!
Natürlich freut es mich, etwas mehr Verständnis und Interesse für meinen Beruf zu bekommen und nebenbei ist es auch eine gute Werbung, damit wir Buchbinder nicht aussterben. Aber es zeigt auch, dass obwohl ich noch fast wie anno dazumal Bücher mit Hand binde (ein paar maschinelle Helferlein haben wir zum Glück schon zur Unterstützung), wie wichtig es ist, am Puls der Zeit zu sein und auch Neues anzuerkennen (danke dabei meiner Frau, die mich in diese Richtung geschubst hat und mich bei der Betreuung der Sozialen Kanäle unterstützt). Die Sozialen Netzwerke und Online Marketing sind einfach nicht mehr wegzudenken und ein wichtiges Medium, um viele Menschen zu erreichen und zu begeistern. Umso mehr freue ich mich auch, wenn ich auf Instagram andere Dinosaurier unter den Buchbindern finde, die ihre wunderschönen Arbeiten mit der großen Masse teilen und so dafür sorgen, dass unser altes Handwerk nicht in Vergessenheit gerät.
Euer Clemens Strandl
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